Du hast in der Schule oder im Studium Latein und fragst dich, ob und wofür du das später mal brauchst? In diesem Artikel erfährst du, für welche Studiengänge und Berufe Lateinkenntnisse vorausgesetzt werden und ob man das Latinum noch nachholen kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Latinum?
Für welche Studienfächer benötigt man Latein?
Latein im Beruf – Diese Vorteile hat die tote Sprache
Für diese Berufe braucht man Latein
Das Latinum nachholen
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was ist das Latinum?
Ein Latinum ist der Nachweis für Lateinkenntnisse, wobei es zwei Stufen gibt: das kleine und das große Latinum.
- Das kleine Latinum (oder einfach nur Latinum) bescheinigt grundlegende Lateinkenntnisse.
- Das große Latinum bescheinigt fortgeschrittene Lateinkenntnisse.
Offiziell wird zwischen den beiden Formen nicht mehr unterschieden. Wenn es um die Zugangsberechtigung zum Studium geht, ist häufig nur noch die Rede von Lateinkenntnissen.
Du erwirbst das Latinum automatisch, wenn du vier Jahre Lateinunterricht nachweisen kannst. Du kannst das Latinum aber durch die Latein-Ergänzungsprüfung an Universitäten bekommen.
Für welche Studienfächer benötigt man Latein?
Lateinkenntnisse waren noch vor wenigen Jahren für eine Reihe von Studiengängen Voraussetzung. Mittlerweile haben sich die Studiengänge, die das Latinum voraussetzen, deutlich reduziert. Davon sind besonders Bachelorstudiengänge betroffen. Für den Master oder eine Promotion werden eher noch Lateinkenntnisse benötigt.
Um zu erfahren, ob ein Latinum für den Studiengang deiner Wahl vorausgesetzt wird, informier dich auf den Hochschul-Websites über die jeweiligen Zulassungsbedingungen.
Für diese Studienfächer ist Latein in der Regel relevant:
Sprachwissenschaften – Studiengänge:
- Germanistik und Anglistik
- Romanische Sprachen: Französisch, Spanisch und Latein
- Übersetzungs- und Dolmetscherwissenschaft
Geisteswissenschaften – Studiengänge:
- Ägyptologie
- Altertumswissenschaft
- Altphilologie
- Archäologie
- Erziehungswissenschaft
- Geschichte
- Kulturwissenschaft
- Literaturwissenschaft
- Mediävistik
- Philosophie
- Theologie
Naturwissenschaften – Studiengänge:
- Biologie
- Human-, Zahn- und Tiermedizin
- Pharmazie
Rechtswissenschaften – Studiengänge:
- Jura
Latein studieren
Lateinstudium ohne Lehramtsoption
Wenn du die lateinische Sprache inklusive Feinheiten der Grammatik, die Literatur und Kultur studieren möchtest, kannst du dich für ein Studium der Latinistik (auch lateinische Philologie) entscheiden. Grundlegende Lateinkenntnisse sind hierfür Voraussetzung und werden häufig im Rahmen einer Eignungsprüfung abgefragt.
Ein Lateinstudium vermittelt aber nicht nur die lateinische Sprache, sondern noch andere Fähigkeiten wie das Analysieren und Interpretieren von komplexen Sachverhalten sowie logisches und kreatives Denken. Darüber hinaus entwickeln die Studierenden geschichtliches und kulturelles Verständnis sowie Kommunikationsfähigkeiten. Diese Skills eröffnen dir Berufschancen in verschiedenen Bereichen wie z. B. in Bibliotheken, Museen, Medien und Kommunikation.
Daneben hast du die Möglichkeit, in die Forschung zu gehen oder als Lateindozent*in zu arbeiten. Dafür ist ein Masterstudium mit anschließender Promotion Voraussetzung.
Lateinstudium mit Lehramtsoption
Liegt dir die Vermittlung von Sprachen, könnte ein Lehramtsstudium in Latein etwas für dich sein. Das Lehramtsstudium ist in Bachelor und Master aufgeteilt und beinhaltet viele Schulpraktika. Im Unterschied zum klassischen Lateinstudium müssen Lehramtsstudierende auch didaktische und pädagogische Seminare belegen.
Latein im Beruf – Diese Vorteile hat die tote Sprache
Eine wichtige Funktion von Sprache ist es, sich verständigen zu können. Da Latein als tote Sprache gilt – also nicht mehr gesprochen wird – verfällt dieser Vorteil, weshalb der Nutzen von Latein im Berufsleben umstritten ist. Allerdings profitieren Menschen mit Lateinkenntnissen von sogenannten Transfereffekten: Eine Sprache zu lernen fördert das logische und analytische Denken und erleichtert das Lernen anderer Sprachen. Außerdem erfahren Lateininteressierte einiges über die Kultur Europas. So kannst du in bestimmten Berufsfeldern von der Sprache profitieren, auch wenn sie nicht zwangsläufig für den Beruf benötigt wird.
Fachbegriffe und Allgemeinwissen: Wer Latein kann, ist im Vorteil
Viele Fachbegriffe haben ihren Ursprung im Lateinischen. So können Biolog*innen und Botaniker*innen die Bedeutung von Pflanzen von ihrem lateinischen Namen ableiten oder auch Begriffe wie Mutation auf ihren lateinischen Ursprung mutare (verändern) zurückführen. Auch Ärzt*innen oder Ergotherapeut*innen nutzen diese Effekte: Sie können Fachbegriffe von Krankheiten, Körperteilen oder Muskelgruppen leichter nachvollziehen.
Aber auch für Berufe, die viel Allgemein-, Kultur- und Geschichtswissen erfordern, können sich Lateinkenntnisse auszahlen. Das sind beispielsweise Politiker*innen, Diplomat*innen, Kurator*innen sowie wissenschaftliche Mitarbeiter*innen in Bibliotheken oder an Hochschulen. Auch Journalist*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Soziolog*innen können von der sprachlichen und kulturellen Bandbreite der lateinischen Sprache profitieren.
In Fachbereichen wie Kulturwissenschaften, Theologie und Archäologie, in denen mit historischen Texten gearbeitet wird, sind Lateinkenntnisse besonders relevant. © Placebo Doctor/EyeEm
Für diese Berufe braucht man Latein
In welchen Bereichen sind Lateinkenntnisse also besonders relevant? Hier einige Berufe mit stärkerem lateinischem Schwerpunkt:
- Historiker*innen
- Altphilolog*innen
- Lateinlehrer*innen
- Archäolog*innen
- Philosoph*innen
Noch nicht sicher, welcher Job überhaupt zu dir passt? Wirf mal einen Blick in unseren Artikel zum Thema „Berufung finden in 5 Schritten“.
Das Latinum nachholen
Latein wird in vielen Schulen schon ab der siebten Schulstufe (3. Klasse) angeboten. Viele Schüler*innen wissen in dem Alter aber noch nicht, welchen Beruf sie später einmal ausüben möchten, und entscheiden sich eher für Französisch oder Spanisch. Wenn sie sich dann aber für ein Studium mit Lateininhalten interessieren, fehlt dieses Wissen und muss nachgeholt werden. Bist du in dieser Situation, hast du mehrere Möglichkeiten.
Wenn das Latinum Voraussetzung für die Immatrikulation in dem Studiengang ist, musst du es vorher nachholen. Das geht mithilfe von Intensivkursen oder Ergänzungsprüfungen an Volkshochschulen oder im Fernstudium, die jedoch selbst finanziert werden müssen. Je nach Art und Intensität des Kurses kann es mehrere Wochen bis Monate dauern, bis du das Latinum in der Tasche hast.
Du kannst das Latinum aber auch während des Studiums nachholen, wenn es erst für den Abschluss vorausgesetzt wird. Das nimmt mindestens zwei Semester und viel Lernzeit in Anspruch. Universitäten bieten häufig interne Kurse und Prüfungen an. Du kannst dich aber auch für ein Fernstudium entscheiden. Der Vorteil dabei: Du kannst dir deine Zeit meist selbst einteilen.
Wenn du kein Latinum hast, aber ein Studium belegen möchtest, für das Lateinkenntnisse Voraussetzung sind, kannst du das Latinum nachholen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Für welche Berufe braucht man das große Latinum?
In der Regel wird heute nicht mehr zwischen kleinem und großem Latinum unterschieden. Eine Liste von Berufen, für die Lateinkenntnisse vorausgesetzt oder zumindest von Vorteil sind, findest du in diesem Abschnitt.
Braucht man Latein, um Medizin zu studieren?
Ja, die Latein-Zusatzprüfung muss vor dem Ende des ersten Studienjahrs gemacht werden. Wenn du Latein an einer weiterführenden Schule im Umfang von zehn Wochenstunden erfolgreich besucht hast, entfällt die Zusatzprüfung. Dasselbe gilt für die Rechtswissenschaften.
Wie viel kostet das Latinum?
In der Schule und im Studium ist das Absolvieren des Latinums kostenlos, wenn man von den Studiengebühren absieht. Die Kosten für einen Latinum-Intensiv- oder Fernkurs variieren je nach Anbieter, betragen aber meistens zwischen ca. 700 und 1.200 €.
Wie gebe ich Sprachkenntnisse im Lebenslauf an?
Wenn du eine Form des Latinums absolviert hast, kannst du das einfach im Lebenslauf vermerken. Ansonsten musst du den Level deiner Sprachkenntnisse angeben. Mehr dazu erfährst du im Beitrag „Sprachkenntnisse im Lebenslauf: Level & Formulierung richtig wählen“.
Bildnachweis: Westend61/EyeEm
Autorin: Elena Geiger
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